Iterative Forschungsprozesse

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Iterative Forschungsprozesse [Anm.: noch etwas unstrukturiert]

Besonders[?LP-O] im Umfeld junger Wirtschaftsorganisationen und im Bereich von Sozialunternehmen gewinnen Designmethoden außerhalb ihres ursprünglichen Wirkungskreises zunehmend an Bedeutung. Längst sind es nicht mehr nur klassische Designer die auf diese Methoden bauen, um Produkte zu entwerfen oder Lösungen für verschiedene Prozesse zu entwickeln. So finden sie inzwischen auch Anwendung auf gesellschaftliche und damit letztlich intangible Ziele, die sich dann am Gemeinwohl orientieren können. Neben den zuvor erwähnten Sozialunternehmern und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren beteiligen sich auch in diesem Tätigkeitsfeld Akteure aus der Wissenschaft. Diese Aktivitäten mögen durch die Verfolgung einer Third Mission[1] der jeweiligen Hochschuleinrichtungen begründet sein und können als Teil kollaborativer, sektorenübergreifender Forschung Akteure außerhalb der Wissenschaft einbeziehen[DK1]. An dieser Stelle findet sich dann eine Nähe zum Konzept der transformativen Wissenschaft, die die Gesellschaft explizit einbezieht und Disziplinengrenzen überwindet (bspw. Schneidewind 2015). Der Verweis auf transformative Wissenschaft kommt dabei allerdings nicht ohne den Hinweis aus, dass diese keineswegs wissenschaftliche Disziplinen erodieren lassen muss, sondern viel mehr auf ein Zusammenspiel der Disziplinen und ihrer jeweils spezifischen Leistungsfähigkeiten, Methoden und Wissensbestände setzt (ebd.). Das damit zusammenhängende Konzept der Transdisziplinarität steht entsprechend auch nicht in Konkurrenz zur Interdisziplinarität, sondern versucht viel mehr, durch Aufhebung von Beschränkungen, vorhandenes Potenzial nutzbar zu machen, um gesellschaftliche Herausforderungen der Zukunft zu lösen. Transdiziplinarität und transformative Wissenschaft bieten Potenzial für eine unmittelbare Überführung neuer Wissensbestände in die Praxis. Dabei bietet gerade der Einbezug von Akteuren außerhalb des Wissenschaftssystems besondere Mittel zur Vermeidung von Selbstreferentialität einzelner Disziplinen. In der Tradition des Action Research (bspw. Lewin) zeigt sich bereits das Potenzial des Einbezugs betroffener Akteure. Zielte Lewin noch vorrangig auf benachteiligte Gruppen [Adelman] und wird die Tradition des Action Research dahingehend insbesondere im sozialen Bereich (bspw. in der humanitären Hilfe [Bsp!]) fortgeführt, bietet der grundsätzliche Ansatz des Action Research insgesamt ein breiteres Spektrum an Einsatzmöglichkeiten, die hier aufgegriffen werden sollen. [weckt evtl. die Erwartung, dass hier weiter ausgeführt] Dies zeigt sich beispielsweise in der Fortführung partizipativ und praxisnah angelegter Organisationsforschung [Fußnote: Lewin hat bereits in Organisationen geforscht], der darauf aufbauenden Diszpilin der Organisationsentwicklung [Adelman]. Neben dem Einbezug betroffener und damit zugleich zwangsläufig immer auch gestaltender Akteure (sei es auch erst in der Phase der Umsetzung wissenschaftlich begründeter Maßnahmen), bietet das Konzept des Action Research in seinen verschiedenen Ausprägungen aufbauend auf der Kritik Deweys [s. Adelman] an der Trennung von Wissensproduktion und praktischer Umsetzung legitimierendes Potenzial für das Umfeld transformativer Wissenschaft und entsprechender Forschung sowie dem hier verfolgten Ansatz praxisnaher, partizipativ und iterativ angelegter Forschung. [Passt das hier (schon) in diesem Paper?] [Reallabor...] [Experimental Turn, s. Overdevest, Christine/Bleicher, Alena/Groß, Matthias (2010): The Experimental Turn in Environmental Sociology: Pragmatism and New Forms of Governance, in: Groß, Matthias/Heinrichs, Heinrichs (Hg): Environmental Sociology: European Perspectives and Interdisciplinary Challenges, Heidelberg: Springer, S. 279-294.]

In Zusammenhang mit wissenschaftlicher Intervention fällt zuweilen auch das Schlagwort des social design (bspw. Heller), welches die Anwendung von Design-Methoden auf gesellschaftliche Herausforderungen meint. Besonderer Beliebtheit scheint sich neben anderen Vorgehensweisen (wie der Walt Disney Methode; Referenz) das Design Thinking zu erfreuen. Als ein wesentliches Merkmal der daraus hervorgegangenen und inzwischen gängigen Methode mit formalisierten Schritten wird oftmals die iterativ geprägte Vorgehensweise hervorgehoben (…) die es ermöglicht, neue Erkenntnisse aus dem Prozess wieder in den Prozess mit einfließen zu lassen. Solche Vorgehensweisen finden sich in der empirisch geprägten Praxis der Wissenschaft von jeher. Einerseits können schon sowohl deduktiv wie auch induktiv geprägte Prozesse der Wissensproduktion – bestehend aus Theorie, die aus Empirie abgeleitet wird, die wiederum aus Theorie hervorgeht oder andersherum – als iterativ verstanden werden. Andererseits werden auch konkrete einzelne Forschungsstrategien oftmals im laufenden Prozess noch angepasst. Dabei geschieht dies nicht unbedingt methodologisch begründet [Bsp.?], sondern vielmehr aus pragmatischen Gründen. Einen Schritt weiter gehen Forschungsdesigns, die iterative Schritte bereits explizit aufnehmen (SI-DRIVE). Hier werden beispielsweise Erkenntnisse aus der Empirie für das weitere Vorgehen nutzbar gemacht. Ähnlich geht auch bereits die in den Sozialwissenschaften nachwievor beliebte qualitative Forschungsstrategie der Grounded Theory vor. So sieht das in ihr angelegte Prinzip des theoretischen Samplings vor, Befragungspersonen aufgrund von Erkenntnissen aus dem Forschungsprozess auszuwählen (Strauss/Glaser). Dieses Vorgehen kann ebenfalls bereits als iterativ betrachtet werden, zieht es aus dem Schritt der Datenerhebung doch Erkenntnisse für den vorgelagerten Schritt des Samplings. Iteratives Vorgehen ist aber auch darüber hinaus ein denkbarer Baustein von Forschungsstrategien. So könnte beispielsweise bereits die Entwicklung einer belastbaren Forschungsfrage in einen solchen Prozess integriert werden. Im Forschungsprozess selbst erscheinen mehrstufige Verfahren mit iterativem Charakter ebenfalls sinnvoll. Entsprechend werden sie bereits angewendet. Die Empfehlung von Vorgehensweisen und eine Standardisierung solcher Strategien erscheint darüber hinaus jedoch sinnvoll, um Forschenden bereits geeignete Tools zur Verfügung zu stellen, die entsprechend erweitert, angepasst oder direkt übernommen werden könnten. Ziel dieses Aufsatzes ist es daher, erste Kriterien an und Elemente von solchen Strategien zu entwickeln.Diese sollen sich dabei nur an geisteswissenschaftliche Forschungsvorhaben richten, die im ‚Silo‘ der Wissenschaft stattfinden und erst im Nachgang Wirkung durch die Rezipienten der Ergebnisse entfalten. Schließlich sind auf dieser Basis auch Einlassungen zu kollaborativ geprägter Forschung mit ihren zahlreichen Facetten möglich. Sei sie interdisziplinär, sektorenübergreifend oder intervenierend auf sozialen Wandel gerichtet[DK2] .


Literatur Cort-Denis Hachmeister, Justus Henke, Isabel Roessler, Sarah Schmid (2016): Die Vermessung der Third Mission. Wege zu einer erweiterten Darstellung von Lehre und Forschung. In: Die Hochschule 1/2016, S. 7-13.

[1] Der Terminus der Third Mission bezieht sich auf die Überlegung, dass Hochschulen neben den traditionellen Aufgaben in Forschung und Lehre ebenso Aufgaben darüber hinaus einnehmen könnten oder sogar sollten. (bspw.: Hachmeister et al. 2016)

[DK1]Evtl Quebec Modell?
[DK2]Hier könnte bei Bedarf noch auf die 3rd Mission verwiesen werden



Vorschlag für den Aufbau des Aufsatzes

1. Einleitung mit Hinweis auf die bereits praktische Relevanz und die Chancen iterativer Forschungsprozesse; -- Hinweis auf tranformative Forschung? --
2. Methodologische Einbettung, Hinweis auf Prinzipien (z.B. Anforderungen durch Intersektionalität), Gütekriterien, Traditionen, ähnliche Herangehensweisen (z.B. Grounded Theory)
2.2. Ich würde hier noch eine systemtheoretische (allgemeine Systemtheorie/soz. Systemtheorie mit einbringen (eventuell den Spagat zur Netzwerktheorie anmerken[diesen gibt es tatsächlich]) dieser Teil dient zur Überleitung in den nächsten um lernende Prozesse abbilden zu können. (Grafische Darstellung folgt)
3. Vorhandene und mögliche Einsatzgebiete iterativer Designs (z.B. Lukas Schwerpunkt der experimentellen Forschung; klassische Feldforschung, Mixed Methods, Social Design etc.)
4. Grundzüge einer Methode (aufbauend auf den Prinzipien und Gütekriterien)
5. Ausblick



Theoretische Einbettung

Agile Arbeits- und Prozessmethoden wie SCRUM oder Kanban gibt es nicht nur in der Softwareentwicklung, streng genommen wurden diese bereits mit dem Toyota Production System[1] eingeführt und erlangten in der westlichen Industrie unter den Namen „Lean Management“ Bedeutung. Welche Bedeutung haben jedoch diese Prinzipien in der Wissenschaft? Diese Frage dient nicht dem Selbstzweck auf den aktuellen Trend hin zur "agiler" Arbeitsgestaltung mit aufzuspringen, sondern vielmehr auf eine Chance hinzuweisen, strukturelle Probleme sozialwissenschaftlicher Foschung angehen zu können. Im Kontext der immer wieder thematisierten Krise der Sozialwissenschaft [Anm.: da würde ich möglichst viele Beispiele suchen, die in die selbe Richtung weisen. Ich kann mir gut vorstellen,dass gerade SoWis nämlich nicht unbedingt deiner Meinung sein werden ;-)] wird auch immer implizit ein Struktur/Funktion Dilemma aufgezeigt, welches durch klassiches Forschungsdesign nicht beweltigt [Anm.: bewältigt] werden kann. Vergleicht man dieses mit Strutkuren der Projekt/Prozesssteuerung, so findet man immer Parallelen zu klassischen, linearen und meist unidirektionalen Wasserfallstrukturen: Hypothesenbildung (Vorbereitung) -> Hintergrundrechersche, Theoriebildung und Operationalisierung (Konzeption) -> Empirische Untersuchung (Durchführung) -> Analyse und Schlussfolgerung (Abschluss). Die hierdurch entstehenden strukturellen Defizite lassen sich wie folgt erläutern:

   der lineare allerdings inkremntelle Aufbau führt dazu, dass auf den Erfolgen/Misserfolgen vorangegangener Schritte aufgebaut werden muss. Die Möglichkeit revidieren zu können sind stark eingeschränkt. [Anm.: Hier sollte vielleicht noch darauf verwiesen werden, dass in sich geschlossene iterative Designs (also sozusagen per Projekt) den selben Nachteil hätten. Zudem ist zu bedenken, dass durch Revision bisherige Ergebnisse in Frage gestellt würden. Damit stünde dann auch ganz grundsätzlich die Verlässlichkeit von Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Forschung auf dem Prüfstand. Reliable Ergebnisse sind zudem natürlich zumeist das Ziel wissenschaftlicher Forschung und liegen im unbedingten Interesse der Geldgeber. Es sollte daher darauf hingewiesen werden, dass Revision im Umfeld projektmäßiger Forschungsrealität durchaus schwer zu realisieren wäre. Promiment lässt sich hierzu derzeit die nun von der Auftraggeberin in Frage gestellte Studie von Franz et al.  [2] zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland benennen.] 

Jegliche Voranalyse des Feldes, Marktes, Zielgruppe etc. erfolgt zu Beginn und meist von außen [Anm.: "Meist" finde ich schwierig. Immerhin_gibt_es_ja_Methoden,_wie_Fokusgruppeninterviews,_um_die_Validität_von Vorannahmen zu prüfen] (Vorbereitung/Theoriebildung etc.) selbst wenn diese korrekt berücksichtigt werden, so werden Ihre Veränderungen während es Arbeits-Forschungsprozesses kaum berücksichtigt. Somit werden aktuelle Arbeiten immer basierend auf historischen Daten vorgestellt, wodurch zwangsläufig ein Konflikt zur aktuellen Gegebenheiten vorprogrammiert ist (Divergenz Realität/Theorie), selbst wenn die Arbeit korrekt gewesen ist. Historischer Usprung entspricht nicht aktuellen Anforderungen Ungleichgewichtung von Wissen und Nicht-Wissen: Da hier die persönliche Reputation des Forschenden, als auch die Finanzierung dessen Vorhaben, Karriere etc. auf dem Spiel stehen (Ähnlich der Karriere des Projektmanagers) besteht ein persönlicher Konflikt darin, rational und wissenschaftlich sauber zu forschen. Konkret bedeutet es, einerseits besteht auf Seiten des Forschers der Interessenkonflikt, die Methoden dem gewünschten Ergebnis anzupassen. Andererseits besteht gleicher Interessenkonflikt seitens Auftraggebern, Forschung in Auftrag zu geben, um eigene Positionen zu legitimieren, nicht um echtes Wissen zu generiern (Moral Hazard) [Anm.: Hier ließe sich auch auf den oben angemerkten Aspekt verweisen] Durch den klaren, linearen Aufbau [Anm.: Das bezieht sich letztlich doch nur auf deduktive Vorgehensweisen, oder? - Und ja, wirklich induktiv muss man natürlich erst mal sein können ;-)] und das vorderfinierte Setting, besteht einerseits das Problem der Konstruktion der angenommenen Ergebnisse, anderrseits der Eliminierung möglicher, ungeplanter Erkentnisse, dass das Forschungsdesign deren berücksichtigung nicht vor sieht. Sollte dem dennoch nachgegangen werden, müsste in der Regel ein neues Vorhaben angefangen werden und das aktuelle zunächst beendet bzw. abgebrochen werden. Diese Defizite stehen in Konflikt mit der eigentlich Funktion wissenschaftlicher Systeme, welche darin besteht Fakten zu generieren, da sie einerseits durch die Dynamisierung der von Ihr beobachtete Umwelt kaum noch Schritt halten kann ( kürzere Innovationszyklen bei gleich bleibender Forschungdauer und Aufbau) und anderrseits die Erstellungprozesse durch den Druck und Interessen der beteiligten Aktuere eher verzerrt bzw. kontingenter Natur sind. [Anm.: Wir müssten vielleicht klären, ob wir systemtheoretische Termini einfach en-passant verwenden oder ob wir explizit darauf verweisen wenn systemtheoretisch argumentiert wird, weil es nicht grundsätzliche Linie des gesamten Aufsatzes ist. Da ich selbst weniger Systemtheoretiker bin, wäre ich eher für die zweite Herangehensweise. ;-)]

eine mögliche Erklärung könnte hier das Steuerungsmedium sein, welches zundehmend bedeutender für wissenschafltiche Forschung geworden ist. Die Rede ist von Geld und Macht. Dabei wissen wir, dass eigentlich Wissen bzw. Information gerade in diesem System die dominante operative Funktion einnimmt. Daher ist der hier vertretene Ansatz Wissen wieder in den Fordergrund zu stellen (vergl. Willke) und gleichzeitig die offiziellen Forschungsmethoden [du meist die Diskrepanz zwischen Forschungsrealität und methodologischem Anspruch?] den sich bereits abzeichnenden und sogar informel realisierten Strukturen der Wissengengenerierung anzupassen.

[Dazu später mehr...]

[...]

Ein weiteres Element das als Qualitätskriterium (nicht exklusiv) für iterative Forschungsdesigns herangezogen werden kann, ergibt sich durch den Capability-Approach (oder Befähigungsansatz), wie er beispielsweise für die soziale Arbeit als relevant erkannt und entsprechend diskutiert wird. Wissenschaftliche Forschung hat durch die Produktion von Wissen und sich daraus ableitenden Veränderungen für die Gesellschaft immer zumindest mittelbar gestaltende Auswirkungen. Hier können sich geisteswissenschaftlich Forschende noch der Verantwortung verwehren und sich auf Werturteilsfreiheit [z.B. Weber] berufen. Für die Forschung an und die Entwicklung von Produkten gestaltet sich die Situation bereits anders. Auch hier lässt sich zweifelsohne auf getrennte Verantwortungsbereiche verweisen [Literatur - Siehe evtl. von Borries zur Verantwortung von Designern!], allerdings sind direkte Konsequenzen von beispielsweise technischen Artefakten oder Medikamenten nicht zu leugnen. Darüber hinaus münden Forschungsprojekte auch im geisteswissenschaftlichen Bereich oftmals in Empfehlungen an Politiker oder andere vom Forschungsgegenstand betroffene Akteursgruppen. Es zeigt sich also, dass Forschende letztlich aktiv an sozialer Innovation mitwirken, die mit anderen (z.B. technischen oder medizinischen) Innovationen einhergehen und zu einer Veränderung von Praktiken führen. Wird auf Basis des Capability Approach explizit eingefordert, nicht nur die Bedürfnisse, sondern auch die Möglichkeiten Betroffener von Maßnahmen zu berücksichtigen, geschieht dies gleichermaßen - wenn auch auf anderer Ebene und aufgrund anderere Motive - im Bereich von Produktentwicklungen. Immerhin steht die Usability von Produkten im Zentrum der Marktfähigkeit. Ein Produkt das von der Zielgruppe nicht verwendet werden kann, wird sich schließlich kaum absetzen lassen [Anm.: Irgendwie trivial - vielleicht gibt es da einen schönen Grundsatz bei den WiWis? Lukas??? ;-)]. Wissenschaftliche Forschung - insbesondere wenn sie aktiv intervenieren will - sollte diesen Aspekt ebenfalls berücksichtigen. Angelehnt an die gängige Praktik im Social Design, Stakeholder in den Prozess einzubinden, sollten wissenschaftliche Forschungsprojekte im Rahmen einer iterativen Vorgehensweise auch Schleifen einbauen, in denen nicht nur Experten, sondern Betroffene eingebunden werden. Die Eignung des Capability-Approach für diesen Aspekt begründet sich dabei durch den Fokus auf die Zielgruppe und deren Bedürfnisse. Während Wirtschaftsunternehmen in der Regel fragen werden, welche Produkte für Zielgruppen besonders attraktiv sind, sollte wissenschaftliche Forschung fragen, welche Konsequenzen Forschung und daraus resultierende Handlungsempfehlungen letztlich auf die Betroffenen haben. Intervenierende F orschung - die analog zum oder mit Mitteln des Design-Thinking oder Social Design - aktiv Einfluss auf Gesellschaft nimmt, sollte unter ethischen Gesichtspunkten nicht exkludieren. Entsprechend sollte nach den Capabilities der Betroffenen (und nicht nur der aktiv adressierten Zielgruppen) gefragt werden.

3. Mögliche Einsatzgebiete

[...] [Anm.: Noch sehr grob] Iterative Prozessdesigns haben sich in den vergangenen Jahren auch jenseits von Wirtschaftsunternehmen etabliert. Insbesondere Prinzipien des Design-Thinking und daran anknüpfende Adaptionen finden so auch Verwendung in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Anwendung von Methoden aus der Praxis des Designens auf gesellschaftliche Herausforderungen wird gemeinhein als Social Design bezeichnet [Literatur], wobei das hinter dieser Begrifflichkeit stehende Konzept keineswegs auf zivilgesellschaftliche Akteure beschränkt ist, sondern grundsätzlich ebenso auch für Wirtschaftsunternehmen (zumeist wohl im Rahmen von CSR-Maßnahmen) oder politische Akteure offen ist [Anm.: eventuell sehen das manche Vertreter von SD anders]. Dabei wird Social Design inzwischen nicht nur an Hochschulen gelehrt oder diskutiert, sondern darüber hinaus auch wissenschaftlich begleitet [Literatur]. Der hier diskutierte Rahmen für iterative Forschungsdesigns ließe sich auch auf solche Bestrebungen übertragen, liegt insbesondere dem Design-Thinking doch bereits Iterativität zu Grunde. Darüber hinaus findet sich hier auch ein Anknüpfungspunkt für gestaltende Forschung. [Anm.: Hier vielleicht Action-Research einbringen?] Im Umfeld der Bestrebung von Universitäten, gesellschaftliche Aufgaben im Rahmen der Third Mission zu übernehmen, kommt auch geisteswissenschaftlichen Forschern zunehmend eine Bedeutung als aktiv gestaltende Akteure zu. Wollen Institutionen der Wissenschaft mehr als nur Lieferanten von Wissen sein, bedarf es Methoden zur Teilhabe an gestalterischen Prozessen. Iterative Vorgehensweisen eignen sich - abseits von klassisch beobachtenden oder beschreibenden Forschungsprojekten - auch an dieser Stelle. Sie können so einen Beitrag zur Verwirklichung einer Helix der Wissensproduktion für Innovation - bestehend aus Akteuren aus den verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren (Carayannis/Campbell) [Anm.: Fußnote mit Erläuterung ergänzen] - leisten. Der Forderung nach einer Helix mit Beiträgen von Akteuren aus verschiedenen Sektoren liegt dabei letztlich eine Notwendigkeit zur Interdisziplinarität zu Grunde. [Anm.: Hier evtl. noch Modelle wie das Quebec-Modell aufgreifen] Während sich iterative Prozessdesigns auf dieser Ebene eignen, sind sie zur Unterstützung von Interdisziplinarität genauso auf der Ebene der einzelnen Sektoren sinnvoll einsetzbar, wie es sich insbesondere im Umfeld von Wirtschaftsorganisationen zeigt. Hier ist die Zusammenarbeit zwischen beispielsweise Ingenieuren, Programmierern, Vertrieb und teilweise sogar Kunden bereits üblich. Letzere Akteure finden gerade im Umfeld von Social Design im Rahmen von "Stakeholder-Involvement" ebenso zunehmend Berücksichtigung im sozialen Sektor. Im Bereich der Wissenschaft können interdisziplinäre Teams in der Forschung davon profitieren, dass unterschiedlichstes Expertenwissen an verschiedenen - möglicherweise sogar beliebigen - Punkten aufgenommen werden kann und zur Anpassung und Überarbeitung zusätzlich zu im Forschungsprozess neu generiertem Wissen beitragen kann. Iterativität könnte hier also zusätzlich zur Verwirklichung von Interdisziplinarität beitragen. [...]


[1] Vgl. http://www.toyota-global.com/company/vision_philosophy/toyota_production_system/ [2] Franz, W. (Hg.)/Michelsen, D./Przybilla-Voß, M./Lühmann, M./Grund, M./Keune, H./Finkbeiner, F. (2017): Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland : Ursachen - Hintergründe - regionale Kontextfaktoren : Ursachen und Hintergründe für Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und fremdenfeindlich motivierte Übergriffe in Ostdeutschland sowie die Ballung in einzelnen ostdeutschen Regionen : Abschlussbericht des Forschungsprojekts / Studie im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Göttingen: Göttinger Institut für Demokratieforschung.